Der Tigerschnegel: ein echter Nützling

Der Tigerschnegel, die Tigernacktschnecke oder umgangssprachlich einfach Tigerschnecke, braucht Hilfe. Also, nicht, weil er zu den bedrohten Arten gehört. Zum Glück, denn davon gibt es ja mittlerweile mehr als genug. Igel, Gartenschläfer, Fledermäuse – die Liste ist fast unüberschaubar geworden. Wusstet Ihr, dass fast 40% aller Großpflanzen und Tiere in Bayern auf der roten Liste stehen? Doch davon ein andermal, heute wollen wir uns ja mit dem Tigerschnegel beschäftigen.

Warum will ich Euch eigentlich was über Nacktschnecken erzählen?

Die sind doch eklig, und fressen außerdem den ganzen Salat im Garten auf! Ja – so könnte man denken, bevor man sich nicht die Mühe gemacht hat, den Tigerschnegel besser kennen zu lernen!

Wenn man oder frau auf Wikipedia nachschlägt, wird der oder die geneigte Leser:in über folgenden Satz stolpern:

„Weil Schnegel, unabhängig von ihrer Größe, die Eier anderer Schnecken und deren Nachkommen fressen, sind sie vor allem in Gemüsegärten als Nützlinge und nicht als Schädlinge anzusehen. Leider ist dies kaum bekannt.“

Das wollen wir hier gemeinsam ändern.

Die Tigerschnecke ist eben ganz anders. Nicht zu vergleichen mit der sogenannten Kapuzinerschnecke oder anderen Nacktschneckenarten, die in erster Linie Pflanzenfresser sind, und sich am liebsten über unser mühsam gezogenes Gemüse hermachen.

Wer ausreichend Tigerschnegel in seinem Garten hat, braucht um seine Salaternte nicht zu fürchten.

Das ist übrigens auch ein Grund, warum man niemals die weit verbreiteten Bierfallen aufstellen sollte.

Da fallen nämlich alle Viecher rein, nicht nur die „ekligen“. Außerdem verschlimmern Bierfallen das Schneckenproblem, weil das Bier so stark riecht, dass Schnecken aus einem Umkreis von bis zu 100m angelockt werden können. Und wer will schon die gesamte Schnecken-Nachbarschaft auf einen tödlichen Umtrunk in seinem Garten haben?

Also: Tigerschnegel statt Bierfallen!

Das Gute ist auch: Tigerschnegel sind zumeist nachtaktiv. Wem es vor den getigerten Tierchen graust, der muss sich auch gar nicht zu sehr mit ihnen auseinandersetzen – sie tun ihre nützliche Arbeit nachts. Wenn wir morgens aufstehen, hat der Tigerschnegel schon ganze Arbeit geleistet. Nacktschneckeneier mitsamt dem ein oder anderen Elternteil verputzt, hier ein bisschen abgestorbene Pflanzenreste weggefuttert, da ein bisschen beim Kompostieren geholfen. Tigerschnegel sind Raubtiere, sie können tatsächlich Nacktschneckenexemplare überwältigen, die genau so groß sind wie sie selber. Was für beeindruckende Tiere, oder?

Da soll nochmal eine:r sagen, die wären eklig!

Apropos eklig: wie das halt in der Natur so ist – fressen und gefressen werden – Igel freuen sich über eine gesunde Schneckenpopulation jeglicher Couleur. Ein Igel macht da keinen Unterschied zwischen Raubschnecke und vegetarischen Exemplaren, die finden (fast) alles lecker, was krabbelt und kriecht. Was lernen wir daraus? Je naturnäher der Garten, desto mehr findet alles sein Gleichgewicht.

Bierfallen oder alle anderen martialischen Methoden zur Schneckenbekämpfung sind plötzlich vollkommen überflüssig und der Salat kann unbehelligt wachsen, damit wir was Leckeres und Gesundes auf dem Teller haben. So ist das eben in der Natur: Fressen und gefressen werden.

Aber dazu sollten wir zuallererst den Tigerschnegel schätzen lernen.

Ein echter Nützling, leider bisher nur wenig bekannt.

Lasst uns das gemeinsam ändern!

Ein Hoch auf die Tigerschnecke!

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