Ich hab es schon diverse Male an diversen Stellen gesagt, geschrieben, gepostet, gepredigt – aber es ist halt auch einfach so wahr: Unsere Welt ist zur Zeit in einem schlechten Zustand.
Wenn man alle Krisen und Probleme aufzählen würde, mit denen die Menschheit grade kämpft, würde es eine sehr lange Liste werden.
Und wenn man dann noch die Probleme hinzufügen würde, die in nächster Zeit auf uns zukommen, würde die Liste noch viel länger werden.
Diese Tage hab ich einen ziemlich coolen Satz der (in der Branche sehr bekannten und sehr geschätzten) Wasser-Expertin Frau Dr. Juliane Thimet gelesen: „Wasser wird das Thema Nummer 1. Read my lips.“
Ich liebe dieses Zitat. Es ist modern und eingängig, und es ist höchstwahrscheinlich enorm prophetisch.
Zu meinen Wasser-Kollegen sage ich immer: Das, was wir hier machen, ist die Zukunft. Das ist eine Bewegung, die gerade ganz langsam ins fließen kommt. Und wir sind mit die allerersten.
Genau so ist es mit Umweltschutz. Da kommt auch grade so Vieles in Bewegung, und wir alle, wir Umweltschützer:innen und Altruist:innen, wir sind alle Teil dieser Bewegung. Wenn ich so darüber nachdenke, was für tolle Menschen an der Veränderung der Welt mitarbeiten, schöpfe ich immer tiefe Hoffnung.
Wir können als Menschheit das Ruder noch rumreißen. Trotz der Elon Musks und Jeff Bezosse unter uns. Trotz der Superreichen, Verschwenderischen, Unbewussten. Wir können das schaffen.
Ich denke da an so viele geniale Umweltschützer und Wasserschützerinnen, die wirklich unglaublich engagiert, und mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln für ihr großes Ziel kämpfen.
Ich denke da an den bewundernswerten Georg Riedl, Bürgermeister a.D., der zusammen mit seinem Sohn und seinem Enkel ganz alleine in Handarbeit einen Zukunfts-Wald angelegt hat. Oder an Frau Dr. Thimet, die ihren zumeist männlichen Kollegen gehörig einheizt, was Wasserschutz-Themen angeht. Ich denke an den Herrn Reimund Neumaier, der in ganz Bayern für die wunderbare „Durchwachsene Silphie“ als neue Energiepflanze wirbt, oder an meine Schwester, die die krasseste Umweltschützerin ist, die ich überhaupt kenne.
Und es gibt noch so viele mehr, die in kleinen und großen Bereichen zum Besten der Welt und für eine lebenswerte Zukunft vor sich hin werkeln. Sei es damit, dass sie alte Geschirrtücher nicht wegwerfen, sondern upcyceln, oder damit, als Landwirtin die Düngermenge zu reduzieren.
Und genau hier liegt meiner Meinung nach die Lösung für den schlechten Zustand der Welt. Wir warten immer auf die eine geniale Idee, auf den einen großen Konzern, die perfekte Gesetzgebung. Aber die wird es nicht geben. Es wird nicht die eine, große Veränderung geben, die alles mit einem Fingerschnippen heilt. Es sind viele, viele, kleine, gleichzeitige Schritte, von vielen, vielen, einzelnen Menschen, die uns zum Ziel führen können.
Immerhin haben wir uns als Menschheit auch in vielen, vielen kleinen Schritten in diese prekäre Situation hineinbefördert. Erst eine maßlose Gesellschaft bringt den Staat dazu, in Atomkraft zu investieren. Erst der Verbrauch von immer größeren Energiemengen von jeder einzelnen Person erzeugt immer größere Kohlegruben, Tagebauwerke, Rohstoff-Minen, Flughäfen, Parkhäuser, usw.
Ganz ehrlich: Wir brauchen alle nicht ständig mit dem Finger auf „die Industrie“ oder „die Landwirtschaft“ zeigen. Wer kauft denn am Ende die industriell gefertigten Produkte?
Ich hab ja grad schon meine Schwester genannt: Ich wage zu behaupten, dass sie bei jedem einzelnen Teil, für das sie Geld ausgibt, ganz genau weiß, wo es herkommt, und wie die Lieferketten aussehen. Und wie die Mitarbeitenden in der Kette bezahlt werden.
Weißt Du das auch? (Und ja, mir fallen ein paar wenige Leserinnen und Leser ein, die diese Frage mit „ja“ beantworten können. Aber Ihr seid da eindeutig eine Minderheit. Aber das wisst Ihr natürlich auch. Ihr kennt bestimmt solche Situationen, wo Ihr Euch zum Beispiel fast schon rechtfertigen müsst, weil Ihr keine Fast-Fashion-Klamotten bei einer Kette kauft. „Wieso denn nicht? Die haben schöne Sachen.“ – „Ja, aber das ist alles mit Kinderarbeit hergestellt.“ – „Hä? Da kann ich doch nichts dafür. Und so genau kann man das gar nicht wissen.“ Oder so ähnlich.)
Die meisten Mitglieder unserer Gesellschaft sind da viel unbewusster. Sie kaufen und konsumieren, bestellen im Internet, kaufen sich große Autos, gehen zur FastFood-Kette, essen täglich Fleisch, und schreien dann aber gleichzeitig: Immer muss der kleine Mann alles ausbügeln.
Dass aber der kleine Mann alle 4 Jahre der bösen Industrie ein neues Auto abkauft, das erwähnt er dann nicht so gern. Ist ja eh nur ein einziges Auto. In der Welt fahren wahrscheinlich mehrere Milliarden Autos rum. Was macht da eins für einen Unterschied.
Ja, stimmt. Und wenn das ein paar Milliarden Menschen sagen, kommen halt am Ende ein paar Milliarden Autos dabei raus. Genau so funktioniert das. Die Industrie befriedigt ausschließlich Deine Bedürfnisse. Wenn es für ein Produkt keine Nachfrage gäbe, würde die Produktion innerhalb kürzester Zeit eingestellt. Merkst Du was?
Insofern spielt am Ende doch jede kleine Handlung, jeder gefahrener Kilometer eine Rolle.
Und kleine Handlungen gibt es so unendlich viele. Jeder Kassenzettel ist ein Stimmzettel. Es würde eindeutig einen Unterschied machen, wenn das viele Leute konsequent durchziehen würden.
Und dann gibt es da ja auch noch größeren Schritte. Die zwar immer noch jeder Mensch ausführen könnte, die aber von der Politik maßgeblich mitbestimmt werden müssten. Das ist schwierig, weil wir einfach viel zu einflussreiche Lobbys haben. Schwierig, aber nicht unmöglich.
Es bräuchte zum Beispiel eine echte dezentrale Energieversorgung. Auf jedes Dach ein paar kleine, aufrechtstehende Windräder, wie hier auf den Bildern:
Die nehmen kaum Platz weg, stören keinen Nachbarn, sind ungefährlich für Vögel. Und dann könnte man auf jedem Dach Dachziegel mit Solartechnik anbringen. Niedrigenergiebauten und Häuserdämmungen müssten eklatant gefördert, und der Einfluss der Lobbyisten stark eingeschränkt werden. Wozu braucht man überhaupt Lobbys? Wieso darf ein großer Konzern im Bundestag ein- und ausgehen, aber der Schreinermeister, der ein Anliegen hat, nicht? Schon ein bisschen unlogisch für meinen naiven kleinen Geist.
(By the way: Kennt Ihr abgeordnetenwatch? Die Initiative empfehle ich wirklich jeder politikinteressierten Person. Der Verein deckt Spenden und Geldflüsse an Abgeordnete auf. Bezeichnenderweise sind dort fast nur konservative Politiker auffällig.)
Das alles wären jedenfalls schon mal richtig gute Ansätze. Dann bräuchte man auch keine Angst mehr vor einem Lieferstopp von ausländischem Gas oder vor drastisch steigenden Preisen haben.
Weiter Maßnahmen wären: Mehr Rigolen unter den Straßen zum Wasserschutz, mehr Trennkanalsysteme, mehr öffentlicher Nahverkehr, Beenden jeglicher Subventionen für die Autoindustrie. Wenn ich als Privatperson mit meinem Business nicht wirtschaftlich arbeite, hilft mir auch kein Staat. Von so einem großen Industriezweig sollte man doch eigentlich erwarten können, dass er auf eigenen Beinen stehen kann, oder? Und wenn nicht, ist er es auch einfach nicht wert, weiter Zucker in den Allerwertesten gepustet zu bekommen. Arbeitsplätze gibt es in anderen Bereichen des Lebens genauso.
Die Liste an Ideen und Möglichkeiten könnte man noch endlos lange fortsetzen. Und soll ich Dir was sagen? Die Liste der Lösungen ist hundertprozentig länger, als die Liste der Probleme! Das macht doch wirklich Hoffnung, oder?