Interview mit Marion Willam, (Mit)Gründerin und Geschäftsführerin
von DRASTIK Gmbh, Zürich.
Hi Marion, herzlich willkommen zum Happyfields-Interview und tausend Dank, dass Du Dir Zeit nimmst für uns!
„Na klar, das mach ich doch gerne!“ Sie lacht. „Normalerweise bin ich ja die, die Fragen stellt, und Artikel schreibt. Das ist für mich Neuland, ich lasse mich jetzt ausnahmsweise gerne mal führen.“
Erzähl uns doch erstmal, was Du eigentlich so machst in Deinem Leben und speziell in Deiner Führungsposition.
„Eigentlich bin ich Mädchen für alles.“
Sie lacht wieder. Marion ist überhaupt eine sehr fröhliche, offene Persönlichkeit, die nur so sprudelt vor Humor und Ideen. Das merkt man schon an der Art, wie sie sich ausdrückt. Sie redet wahnsinnig schnell, aber trotzdem klar und deutlich. Wenn sie mit Fachwörtern um sich wirft, habe ich nie das Gefühl, dass sie sich überlegen fühlt. Sie erklärt gerne unterhaltsam und wortreich, sie ist professionell, sympathisch, kreativ, geradlinig. Das unterstreicht auch ein Blick auf die Unternehmens-Homepage: Die Page ist enorm professionell und kreativ. (Als Easteregg ist ein „Darkmode“ eingebaut, witzig!)
„Ursprünglich komme ich aus dem Bereich Kommunikation und Marketing. Da hab ich 9 Jahre gearbeitet, vor allem in großen Firmen bzw. Konzernen, und hab mich dann auch genau damit selbstständig gemacht. Die Themen, die ich in der Zeit zuständig war, sind Kommunikationsstrategie, also: Wie bringe ich meine Botschaft an die Zielgruppe? Wie definiert man „Tone of Voice“, also die Ausdrucksweise, die die Grundhaltung eines Unternehmens spiegelt? Wie erstellt man sogenannte Register, also Sets an Wörtern, die in der Kommunikation eines Unternehmens verwendet werden sollten? Ich habe damit in der PR angefangen und bin später im Sportmarketing gelandet.
In meinem letzten Job vor der Selbstständigkeit durfte ich als Herausgeberin des Unternehmens-Magazins arbeiten und war für den Bereich Social Media zuständig. Damals habe ich für meinen Arbeitgeber über 20 internationale Märkte von Lateinamerika über Middle East, bis USA usw. betreut. Dadurch habe ich verstärkt geschrieben, und wieder wahnsinnig viel Neues gelernt von der ersten Idee für eine Story über den Druck bis hin zum internationalen Vertrieb. Und natürlich musste ich meinen Schreibstil auf die verschiedenen Plattformen anpassen. Damals gab es noch die 140-Zeichen-Beschränkung für Twitter, was für jemanden wie mich, der gerne viel erzählt, eine ziemliche Herausforderung war.“
Marion gerät ins Schwärmen über Sprache, Werbung, geniale Werbeslogans, unterschiedliche Ausdrucksweisen, Zielgruppen, Fremdsprachen.
Ich höre gebannt zu. Noch nie habe ich innerhalb weniger Minuten so viel über Sprache gelernt. Und das, wo ich mich ja selber auf vielen Ebenen mit dem Thema beschäftige.
Sie redet über Sprachpragmatik, Übersetzungs-A.I.s (wie DeepL und Co.), erzählt kleine Anekdoten.
„Sprache ist der Schlüssel zur Welt.“ Sagt sie, und: „Je besser du mit Leuten kommunizieren kannst, im Idealfall sogar in ihrer Muttersprache, desto mehr teilen sie ihr Wissen dir. Und das befriedigt meine Neugier.“
Jetzt muss ich anfangen zu lachen.
Eigentlich wollten wir darüber reden, wieso es so wenig Frauen in Führungspositionen gibt, aber wir unterhalten uns nur über Sprache. Kann es sein, dass Dich das viel mehr interessiert und erfüllt, als Deine Führungsposition?
„Ich würde sagen, ja. Ich bin immer meiner Leidenschaft gefolgt. Obwohl ich eigentlich gerne plane, und sehr strukturiert bin, habe ich die wichtigsten Weichen in meinem Leben nicht geplant, sondern es war immer eine natürliche Entwicklung und die Folge vieler guter Zufälle.
Die Arbeit in den Konzernen hat mich auf Dauer einfach nicht erfüllt. In meiner jetzigen Tätigkeit erfahre ich Wertschätzung dahingehend, dass die Leute hören wollen, was ich zu sagen habe. In einem großen Unternehmen fühlt es sich eher so an, als würden die eigenen Ideen in einem Mörser zermahlen, weil einfach zu viele Leute auf unterschiedlichen Hierarchie-Ebenen mitreden und mitentscheiden. Ich wollte immer meine eigenen Ziele verwirklichen, und das mache ich jetzt auch in meinem eigenen Unternehmen. Der Erfolg und die Führungsposition sind da eher das Bei-Gemüse.“
Hast Du grade wirklich Bei-Gemüse gesagt?
„Ja, ist doch so. Viel wichtiger ist, dass ich das machen darf, worin ich gut bin und was mir Spaß macht. Ich muss schließlich noch eine ganze Weile jeden Tag aufstehen und meiner Arbeit nachgehen. Wenn das keinen Spaß machen würde, wäre das doch etwas perspektivlos. Aber nochmal kurz zurück zum eigentlichen Thema, wir wollen ja auch, dass die Leser*innen etwas mitnehmen können aus unserem Gespräch:
Meine Mama hat immer zu mir gesagt: Wer´s Maul ned afmacht, macht an Geidbeidl af. (Die Marion ist wie ich aus dem tiefsten Bayern, hier die Übersetzung für alle Nicht-Bayern: Wer den Mund nicht aufmacht, muss den Geldbeutel aufmachen.)
Das hat mir wahnsinnig viel geholfen auf meinem Weg. Man muss einfach deutlich und konkret sagen, was man will. Und ich hab immer wieder die Erfahrung gemacht: das tut wirklich gar nicht weh.
Allen Frauen, die in Führungspositionen hineinwachsen wollen, möchte ich raten: wir machen ständig Sachen im Hintergrund, die nicht gesehen werden. Genau wie im Haushalt ist es im beruflichen Umfeld so, dass wir Frauen die Tendenz haben, darauf zu warten, dass jemand bemerkt, was wir geleistet haben. Das wird aber keiner, wenn du nicht darauf hinweist!
Ab und zu wirst du vielleicht wahrgenommen mit einer guten Leistung, aber eben nur ab und zu. Wenn du willst, dass das mehr wird, musst du schon selber dafür sorgen.
Allen Frauen möchte ich raten: Haltet nicht hinter dem Berg mit Euren Leistungen! Das Geld kommt dann von selber mit der Anerkennung.
Prinzipiell schadet aber beim Thema Geld nie, Vergleiche mit der Branche anzustellen. Und falls du da eine Lücke findest: sprich sie an, und arbeite daran, sie zu schließen.“
Liebe Marion, vielen Dank für das schöne Telefonat, viele Erkenntnisse und Deine unterhaltsame Art!
Und wer weiß, vielleicht hilft der Rat Deiner Mom ja auch der ein oder anderen Lady bei ihren nächsten Schritten im Leben weiter. Und wenn nicht, haben wir unsere Leser hoffentlich zumindest gut unterhalten! Tausend liebe Grüße von den Happyfields!