Umweltschutz, ein großes Thema. Die Meisten denken da an Politik, Wirtschaft und Industrie. Das müssen die Großen regeln, die schlimmen Umweltverschmutzer sind weit weg und überhaupt, hier in Deutschland wird ja schließlich Müll getrennt und recycled, und am ganzen Rest kann ein einzelner Mensch eh nix ändern.
Gut Ausgebildete in Sachen Umwelt denken auch noch an Minen, an Schifffahrt (blödes Wort wegen den drei f), an Rohstoff-Ausbeutung, an CO2-Werte, an voneinander abhängige Staatsmachten, an große Konzerne, die in Afrika der bitter armen Bevölkerung das Wasser abpumpen – ach, es gibt so viele Themen, so viele Baustellen.
Die Erde hat mittlerweile so große, tiefe, klaffende Wunden, dass man sie kaum noch aufzählen kann.
Es gibt sogenannte Kipp-Faktoren, die alle schon sehr weit fortgeschritten sind, durch die das Klima in kürzester Zeit dramatisch verändert werden könnte. Die Wissenschaft spricht schon seit langem vom „unsagbarem Leid“, das dadurch verursacht werden würde.
Dürren, Überschwemmungen, Hungersnöte wären einige der Folgen. Eine schreckliche Zukunftsvision.
Aber – und das ist die gute Nachricht: Noch ist es nicht so weit. Noch könnten die schlimmen Folgen abgemildert werden. Und zwar nicht durch die große Politik, sondern tatsächlich im Kleinen.
Ja, wie soll denn das gehen bei der Menge an Treibhausgasen, die weltweit ausgestoßen werden, bei der Menge an giftigem Zeug, das jeden Tag in die Weltmeere verklappt wird, bei Regenwaldrodungen, Fraking, Sandöl-Gewinnung, einer schier unaufhaltbaren Ausbeutungs-Mentalität der Konzern-Chefs?
Was soll da ein einzelner Mensch schon bewirken können. „Was soll ich da als Einlener oder Einzelne schon tun können?“
Das könnte man denken, und hemmungslos ein Konsumleben führen mit einer Nach-mir-die-Sintflut-Einstellung.
Aber es könnte auch anders gehen. Und Vorsicht! Jetzt kommt eine Binsenweisheit.
Wir alle kennen den Satz „Sei du die Veränderung, die du dir wünschst für die Welt“. Ja, mag sein, dass er ein bisschen ausgelutscht ist. Vielleicht hat es aber auch einen Sinn, dass er so oft wiederholt worden ist. Vielleicht ist er ja wahr.
Ich möchte Euch eine kleine Geschichte erzählen. Die Geschichte handelt von einer ziemlich ahnungslosen Physiotherapeutin, die irgendwann Ende 2019 beschlossen hatte, Bloggerin zu werden. Ursprünglich hatte sie vor, den Blog in erster Linie dafür zu verwenden, Blühpatenschaften zu vermitteln. Sie dachte, jedes Feld, das für zumindest für 5 Jahre aus der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung genommen wird, ist ein Gewinn für die Umwelt. Länger geht es im Moment laut unserer Gesetzeslage nicht, nach fünf Jahren fällt nämlich der sogenannte „Ackerstatus“ eines Feldes, und verliert dadurch fast seinen ganzen monetären Wert. Man kann von niemanden erwarten, dass er für Umweltschutz sein Hab und Gut auf´s Spiel setzt. Das nur am Rande, das mit dem Ackerstatus ist eine Geschichte für sich. Aber fünf Jahre wären auf jeden Fall ein Gewinn für alle. Und wenn der Verdienstausfall für den Landwirt dann durch eine Community gestemmt werden könnte, wäre damit doch allen geholfen.
Im Blog sollte es also vor allem um Umweltschutz und Landwirtschaft gehen. Wie gesagt, sie hatte echt keine Ahnung von irgendwas, außer eben, dass sie die Welt ein kleines bisschen heiler machen wollte, und seien es nur einige Texte und ein paar Quadratmeter ohne Spritzmittel und Düngen. Sie wollte einfach nur ihren grünen Fußabdruck ein bisschen vergrößern.
Wie überall war der Anfang holprig. Eine Website mit einem zugehörigen Blog zu erstellen ist gar nicht so leicht. Schon alleine die Sache mit dem Datenschutz! Und diese vielen Computerprogramme, die man dazu braucht!
Auf was ich aber eigentlich hinauswill: Im Laufe der nächsten Monate nahm die Idee Fahrt auf. Und unsere frischgebackene Bloggerin lernte wahnsinnig viele neue Menschen kennen. Lauter passionierte Umweltschützer, die große Projekte stemmten, die mit der Regierung zusammenarbeiteten, die wirklich etwas bewegten. Was aber viel interessanter ist: Von jedem dieser Menschen lerne sie etwas. Und je mehr sie lernte, desto mehr veränderte sie ihr Verhalten. Und je mehr sie ihr Verhalten änderte, desto mehr änderten auch die Menschen in ihrer Umgebung das ihre.
Sie fuhr weniger mit dem Auto, sondern nahm immer öfter das Fahrrad oder den Zug. Sie fing an, Leitungswasser zu trinken. Sie sparte Müll, Wasser, Konsumgüter. Als die Corona-Krise kam, war das für sie viel mehr die vielzitierte Chance, als eine Krise.
Es war fast wie ein Wunder. Plötzlich fingen in ihrem Umfeld die Leute auch an, Leitungswasser zu trinken. Einfach nur, weil sie ihnen erzählte, wie viel Geld sie dadurch sparen können, und wie gesund und streng kontrolliert unser Leitungswasser ist.
Manche von ihren Freunden bestellten weniger im Internet, weil ihnen nach gemeinsamen Gesprächen klar wurde, wie viel Verpackungsmüll und CO2-Ausstoß das verursachte.
Manche von ihnen fingen an, torffreie Gartenerde zu kaufen, und auch Gärtnereien auszusuchen, die zur Anzucht ihrer Pflanzen ausschließlich torffreie Erde verwenden. (In Straubing ist das zum Beispiel justland)
Und ganz viele von den Leuten aus der Umweltschutzbranche, mit denen sie redete, teilten ganz ähnliche Erfahrungen. In einem Interview erzählte eine der jüngeren Umweltschützerinnen, sie hätte jetzt nach zwei Jahren ihre Eltern davon überzeugt, Leitungswasser zu trinken.
Und so werden es immer mehr. Seht Ihr jetzt, worauf ich hinauswill? Keine Regierung auf der Welt kann Dir vorschreiben, wie Du zu leben hast. Selbst in Diktaturen ist das nur sehr begrenzt möglich. In der DDR baute sich jeder und jede, der oder die es sich irgendwie leisten konnte, eine Datscha. Um einen Raum zu haben, wo sich das Leben ohne Bespitzelung und Regeln entfalten konnte. Und es bildete sich eine FKK-Kultur aus. Wenn man schon nicht reisen durfte, und nicht sagen durfte, was mach dachte, konnte man wenigstens nackert am Strand die Freiheit genießen!
Klar kann man den Menschen zum Beispiel Konsum verbieten, oder ihn auch gezielt ankurbeln als Staat, aber wie die Menschen das dann umsetzen, darauf hat nicht mal die mächtigste Frau oder der mächtigste Mann auf der Welt einen Einfluss. Das Leben sucht sich seinen eigenen Weg.
Wir hier in Mitteleuropa, wir leben in einer reinen Konsumgesellschaft. Aber keiner zwingt uns zum Kaufen, wir machen einfach alle mit. Wir könnten auch heute kollektiv beschließen, nur noch das Allernötigste zu kaufen. So als Beispiel. So könnte man ganz easy große Konzerne in die Knie zwingen – indem einfach alle eine einzige Kleinigkeit nicht mehr machen. Zum Beispiel eben Online-Shopping zum Spaß, nur um sich Zeug zu kaufen, das man schon in Kürzester Zeit nicht mehr brauchen wird. Wir könnten alle zu Minimalisten werden, zu Hobby-Gärtnern, zu Radlfahrern.
Und dann würden wir andere damit anstecken. Stellt Euch vor, was passieren würde, wenn niemand mehr Billig-Schuhe vom Schuhdiscounter kaufen würde. Wenn alle wirklich nur noch ihre vier Paar Schuhe hätten – Hausschuhe, Alltagsschuhe, schicke Schuhe und Winterstiefel – und damit zufrieden wären? Wenn wir unsere Schuhe bei Fair-Trade-Shops kaufen, und dafür lieber ein bisschen sparen würden?
Was würde wohl passieren, wenn Milliarden von Frauen ab morgen auf MakeUp verzichten würden? Dann müssten keine Kinder mehr in Indien in den Minen arbeiten, wo der spezielle feine Sand abgebaut wird, der in nahezu jedem MakeUp für den perfekten Glanz verwendet wird. Alle hätten mehr Geld im Geldbeutel, und weniger Leid auf der Welt verursacht. Weniger Schiffe, die die Rohstoffe zu den Fabriken transportieren, weniger Delfine, die aufgrund von Echolot und Co. die Orientierung verlieren, weniger Öl, das auf der Fahrt verbrannt werden würde, und so weiter. Nur, weil viele Menschen auf einmal beschlossen haben, ab heute natürlich schön und ohne Anmalen das Haus zu verlassen.
Wir unterschätzen oft die kleinen Dinge. Und – wir unterschätzen die Vorbildfunktion.
Umweltschutz ist eine Graswurzelbewegung. Es ist Deine Entscheidung, jeden Tag auf´s Neue, ob Du ein Teil dieser Bewegung sein möchtest. Mit jedem Kassenzettel, jeder Internet-Bestellung, jeder einzelnen Mahlzeit, bestimmst Du, ob das Netzwerk durch Dich weiterwächst. Oder ob es an Deiner Stelle zum Stillstand kommt.
Je mehr wir darüber reden, desto mehr sind wir nicht nur Vorbilder, sondern eben auch echte Multiplikatoren. Und je mehr kleine Halme und Wurzeln es gibt, desto weiter breitet sich dieser Grasteppich aus Achtsamkeit und Konsumverzicht, aus Umweltschutz und Liebe zu unserem Planeten, aus.
Es ist Deine Entscheidung. Jeder Schritt im Leben hat eine Wirkung. Und wenn diese auch noch so winzig erscheint – aus vielen kleinen Grashalmen wird irgendwann eine große blühende Wiese.
Es ist Deine Entscheidung. Jeden Tag. Sei Du die Veränderung, die Du Dir wünschst für die Welt.
Sehr schöner Artikel. Und ja – ich lese auch längere Texte :-).
Nachdem es gut ins Thema des Unternehmens passt, werde ich ihn am Mittwoch auf dem Facebook-Account von Nordic-Haus teilen.