Die nächste Welle brandet gerade an – seit 2 Jahren hat uns Corona jetzt fest im Griff, und es gibt noch immer kaum Aussichten auf Besserung.
Immer wieder gibt es Mutationen, neue sinnige und unsinnige Regelungen, neue Versuche, die Leute vom Nutzen der Impfungen zu überzeugen, Demonstrationen und Gegendemonstrationen. Es nimmt scheinbar kein Ende, und ich glaube, ich bin nicht die Einzige, die sich im Moment überhaupt nicht vorstellen kann, wie wir als Gesellschaft, als Weltbevölkerung, aus dieser Nummer wieder rauskommen sollen.
Urlaub, große Feste oder Veranstaltungen, Parties, Disko, Ungezwungenheit – das liegt im Moment alles ferner als der Südpol. Übrigens gab es sogar dort in den Forschungsstationen Corona-Ausbrüche. Die Krankheit breitet sich buchstäblich über die ganze Welt aus. Aber anstatt die Chance zu ergreifen, als Menschheit einen gemeinsamen Kampf gegen die neue Krankheit zu kämpfen, bekämpfen wir uns weiter gegenseitig. Die Menschen sind komisch.
Allerdings ist durch Corona nicht alles schlechter geworden. Ich habe in den letzten beiden Jahren so unglaublich viel über mich, über Psychodynamiken, und über alles Mögliche gelernt, dass für mich selbst jetzt, nach zwei Jahren zermürbender Zeit mit Tests und Diskussionen und strengen, oft sehr blöden Regeln, immer noch die guten Dinge überwiegen. Und ich weiß, dass ich bei Weitem nicht die Einzige bin, der das so geht.
Viele von uns hatten wichtige Erkenntnisse und große Veränderungen in den vergangenen beiden Jahren. Ein sicherlich nicht unerheblicher Teil unserer Gesellschaft hat die Krise als Chance gesehen, und die neue Zeit genutzt, um Träume zu verwirklichen, Neues zu beginnen, oder Altes abzuhaken.
Meine zehn wichtigsten Erkenntnisse aus den letzten beiden Jahren möchte ich Euch hier gerne verraten:
1. Die einzige Sicherheit im Leben ist Veränderung.
Wir wussten es eigentlich schon vorher, der Satz ist ja nicht erst in der Corona-Zeit entstanden. Aber nie zuvor in unseren Leben ist dies so deutlich zum Vorschein gekommen. Hochzeiten, Taufen, Geburtstagsparties planen war früher mal. Heute können wir froh sein, wenn wir die nächsten zwei Wochen planungstechnisch überblicken.
Wisst Ihr, wie Gottes Lieblingswitz losgeht? – Es war einmal ein Mensch, der einen Plan hatte. Darüber kann unser Herrgott schon immer laut lachen. Wir dachten lange Jahre, manche von uns ein Leben lang, wir könnten das Leben kontrollieren, durchstrukturieren, bis ins letzte Detail durchorganisieren. Jetzt dürfen wir alle kollektiv lernen, dass es so etwas wie Sicherheit einfach tatsächlich nicht gibt.
Was dagegen hilft? Ein tiefes Vertrauen ins Universum, und des feste Glaube daran, dass am Ende alles gut werden wird. Ist es noch nicht gut, ist es noch nicht zu Ende.
2. Daheim ist es am schönsten.
Ich war „früher“ immer gern unterwegs und in Gesellschaft. Dadurch, dass ich ins Altenheim zum Behandeln gehe, bin ich praktisch nur noch daheim und in der Arbeit. Ich wollte und will auf keinen Fall der „Superspreader“ (auch ein neues Wort, das ich gelernt hab) sein, der das Virus ins Altenheim bringt. Und die Arbeit im Heim ist mir einfach wichtiger geworden, als auszugehen, und/oder Freund:innen zu treffen. Warum? Meine echten Freunde verstehen, dass mich meine beiden alten Damen im Heim in dieser schwierigen Zeit, die für sie geprägt ist von einer fast vollkommenen Isolation, dringender brauchen. Mit meinen Freunden und Freundinnen telefoniere ich dann eben, oder schreibe, oder wir treffen uns auf einen Spaziergang im Freien.
Und ansonsten bin ich eben daheim. Und ich genieße das. Jeden Abend auf der Couch rumzuhängen, und nicht ständig Termine und Verabredungen zu haben, hat tatsächlich etwas sehr Entspannendes.
3. Corona spart ordentlich Geld!
Kein Urlaub, keine Hochzeitseinladungen, keine Parties, kaum Gastro-Besuche – in der Coronazeit konnte man sich richtig viel Geld sparen. Da fallen die paar Euro Mehrausgaben für Masken und Desinfektionsmittel kaum ins Gewicht. Kein Wunder, dass bei Baumärkten Wandfarbe ausverkauft, und bei Ikea die Regale leer waren. Mit den Ersparnissen kann man sich sein Zuhause richtig schön gemütlich neu gestalten.
4. Corona ist die Generalausrede.
Egal, auf was Du grade keine Lust hast – mit Corona hast Du immer die perfekte Ausrede. Von „ich will zur Zeit nicht Zugfahren“, über „ja, Bestell-Essen verursacht wirklich viel Müll, aber es ist mir einfach zu riskant, essen zu gehen“, bis hin zu „ich bin nur wegen Corona so dick geworden“, ist einfach alles möglich. Ungeliebte Menschen, die Dir nur die Energie geraubt haben? Mit Corona wirst Du sie alle los. Der Job, der eigentlich schon lange keinen Spaß mehr gemacht hat? „Seit Corona ist es nicht mehr dasselbe, ich muss mich nach etwas Neuem umschauen“.
Du hättest auch vorher keine Ausreden gebraucht, um Dich mit manchen Leuten einfach nicht zu treffen, oder um zu kündigen, aber jetzt ist es einfach viel leichter. Dagegen kann keiner was sagen. Wir haben nun mal eine Pandemie, da ist alles anders.
5. Der Arbeitsmarkt verändert sich gerade radikal.
Wenn man so in die Stellenanzeigen schaut, gibt es mittlerweile unglaublich viele Jobs mit Homeoffice-Möglichkeit. Was früher eine absolute Ausnahme an wenigen Tagen in der Woche war, wird gerade die Normalität. Der eine steht drauf, die andere nicht – es gibt ja immer noch genügend Arbeitsstellen in Firmen, Praxen, Altenheimen, wo man anwesend sein muss.
Aber dass es eben jetzt so zahlreiche Möglichkeiten gibt, von zuhause aus zu arbeiten, ist eindeutig eine positive Veränderung. Man kann sich einen Hund zulegen, es fallen keine Fahrkosten und die damit verbundene Umweltverschmutzung an, man braucht kein Kantinenessen zu essen, und auf mittlere Sicht, werden damit auch weniger Büroflächen benötigt.
6. Digitalisierung
Der Digitalisierungsschub ist überall spürbar. Was plötzlich alles online geht, was bis vor zwei Jahren noch undenkbar war! Familienkaffeetrinken, Business-Meetings, politische Abstimmungen und Versammlungen, Interview-Termine, Yogastunden, Fortbildungen, im Extremfall sogar Schule. Da muss allerdings noch stark nachgebessert werden. Unser unflexibles Schulsystem hat noch nicht so ganz mitbekommen, dass digital Möglichkeiten bietet, die vorher so undenkbar waren. Klar, die Kids brauchen auch soziale Kontakte, aber so schlecht, wie unser Online-Schulangebot war, müsste es dann doch nicht sein.
7. Kleine Verschnaufpause für die Umwelt
Es wird zum Beispiel bei Weitem nicht mehr so viel geflogen. Ein unschätzbarer Wert für die CO2-Bilanz der Menschheit. Ich würde ja hoffen, dass das so bleibt, und dass bei uns reichen Industriestaatsbewohnern auch die Erkenntnis durchschlägt, dass eine einzige Flugreise den Plastikverzicht und den Veggiewurstkonsum des ganzen Jahres zunichtemacht. Da hab ich aber wenig Hoffnung. Die meisten von uns haben eher so die Nach-uns-die-Sintflut-Einstellung. Echt so schade.
8. Hygienebewusstsein
Ich hatte schon immer ein Faible für Desinfektionsmittel, und liebe eine saubere Umgebung. Es muss nicht ausschauen, wie im Möbelhaus, aber ich stehe auf Reinheit. Dass wir kollektiv grade ein Bewusstsein für Keime und Händewaschen entwickeln, finde ich richtig gut!
9. Corona, das Brennglas
Es gab auch schon vor der Pandemie Personalmangel, Überarbeitung und Unterbezahlung bei Krankenhausmitarbeiter:innen oder in Altenheimen. Es gab auch vorher schon schlimme Zustände und krasse Fremdbestimmung in Seniorenheimen. Unser Schulsystem war auch lange vor Corona schon unterfinanziert. Aber endlich regen sich viele Leute darüber auf, und nehmen die Missstände (ich hasse dieses Wort wegen der drei „s“, das stört mein Sprachempfinden!) nicht mehr einfach so als gegeben hin.
10. Wir bekommen die Chance, Dinge von einer ganz neuen Seite zu sehen!
Das ist der größte Gewinn der aktuellen Situation, finde ich. Wenn man die Umstände nicht ändern kann, soll man ja bekanntlich seine Einstellung ändern. Dazu hatten wir jetzt alle die Chance! Corona hat wirklich alle, jeden und jede auf eine ganz persönliche Art und Weise, getroffen. Die einen haben die Chance ergriffen und ihr Leben geändert, die anderen haben sich geweigert, und sind seitdem nur noch am lamentieren. Alles sei schlechter geworden, die Welt wird von einer unbekannten Elite gesteuert, Politiker sind alle Verbrecher – was weiß ich. Die Liste an Maulern und Nörglern, und Protestierenden ist lang und vielschichtig. Sie alle eint aber ein Faktor: Sie haben die Chance nicht genutzt, ihre Lebenszufriedenheit zu steigern, ihre Prioritäten neu zu überdenken, neue Tätigkeitsfelder zu erschließen, oder ihre sozialen Kontakte oder ihr Zuhause neu zu entdecken und zu ordnen.
Eine vertane Chance, die so schnell nicht wieder kommt. Statt zu maulen, hätten sie eine neue Fremdsprache lernen können, ihre Qualifizierung verbessern, neue Freunde/Kunden/Klienten gewinnen. So verplempern sie einfach nur ihre Lebenszeit, um Vergangenem nachzuheulen, und Lügen zu verbreiten. Was für eine Verschwendung.
Ihr seht, die Corona-Zeit hat auch eindeutig ihre guten Seiten. Es kommt einfach immer nur darauf an, wohin wir unseren Blick richten. Als Berufsoptimistin suche ich eigentlich immer nach den guten Aspekten, und ich hab festgestellt, dass kein Ereignis so traurig und trist und dunkel ist, als dass man nicht auch Kraft und gute Erkenntnisse daraus ziehen könnte.
In diesem Sinne wünsche ich Euch auch weiterhin die Fähigkeit, Euch auf die guten Dinge zu konzentrieren. Ich wünsche Euch viel Energie, Freude, Glück, und einen festen Fokus. Und am wichtigsten: Ich wünsche Euch ein großes Vertrauen in Euch selbst. Denn Deine Beziehung zu Dir selbst bestimmt in allererster Linie Deine Beziehung zur Welt!
Liebe Grüße,
Eure Katrin